- Human Development Index
- Human Development Index['hjuːmən dɪ'veləpmənt 'ɪndeks, englisch], Abkürzung HDI [eɪtʃdi'aɪ], Index der menschlichen Entwicklung, ein aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzter Indikator für den wirtschaftlich-sozialen Fortschritt eines Landes. Der HDI besteht aus drei grundlegenden Komponenten (Lebensdauer, Bildungs- und Einkommensniveau), für die jeweils Mindest- und Höchstwerte festgelegt werden. Die Lebensdauer wird gemessen nach der Lebenserwartung, das Bildungsniveau nach dem gewichteten Durchschnitt des Alphabetisierungsgrades der erwachsenen Bevölkerung (zwei Drittel) und der durchschnittlichen Dauer des Schulbesuchs (ein Drittel). Maßstab für den Lebensstandard ist die Kaufkraft, beruhend auf dem realen, den jeweiligen lokalen Lebenshaltungskosten angepassten (Kaufkraftparitäten-Konzept, englisch purchasing power parity, Abkürzung PPP) Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung.Die Berechnung des HDI erfolgt, indem für jede der genannten Komponenten eine Skala von null bis eins festgelegt wird; null wird dabei mit dem niedrigsten und eins mit dem höchsten Wert gleichgesetzt, der sich aus dem Vergleich der Länder ergibt. Wenn z. B. für die Lebenserwartung ein Mindestwert von 25 Jahren und ein Höchstwert von 85 Jahren festgestellt wird, bedeutet das, dass in einem Land mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 55 Jahren die entsprechende Komponente den Wert 0,5 hat. Aus den derart normierten Werten der drei Komponenten wird dann der Gesamtindex errechnet.Der HDI wurde vom Entwicklungsprogramm der UNO (UNDP) konzipiert und wird in dessen seit 1990 jährlich vorgelegtem »Human development report« (deutsche Ausgabe: »Bericht über die menschliche Entwicklung«) veröffentlicht. Diese Berichte enthalten außer den Komponenten des HDI zahlreiche weitere sozioökonomische Indikatoren (z. B. Aussagen über Armut, Ernährung, Gesundheit, Situation der Frauen, Rohstoff- und Energieverbrauch, Militärausgaben u. a. Verwendung öffentlicher Mittel, Demographie, Volkseinkommen, Trends der wirtschaftlichen Leistung). Der HDI wurde entwickelt, um anstelle des besonders für internationale Vergleiche als unzulänglich kritisierten BIP je Einwohner einen aussagekräftigeren Indikator für wirtschaftlichen Wohlstand und soziale Entwicklung nutzen zu können. Im internationalen Ländervergleich treten zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen den Rangfolgen nach dem realen BIP pro Kopf der Bevölkerung und nach dem HDI auf, was davon zeugt, dass der Wohlstand in unterschiedlichem Maße für die menschliche Entwicklung eingesetzt wird. Insgesamt entfielen von den 1996 in die Berechnung einbezogenen 174 Ländern 57 auf die Kategorie hoher menschlicher Entwicklung, 69 auf die mittlere Kategorie und 48 auf die niedrige. Da die nationale HDI jedoch nur Durchschnittswerte vermitteln und damit keine Aussagen über zum Teil beträchtliche Niveauunterschiede zwischen Regionen, Geschlechtern, sozialen und ethnischen Gruppen zulassen, wird in jüngster Zeit verstärkt an der Aufschlüsselung der nationalen Berichte.Im Bericht über die menschliche Entwicklung 1995, der v. a. Probleme bei der Gleichstellung der Geschlechter untersucht, wurden zwei neue Indices eingeführt. Der geschlechtsbezogene Entwicklungsindex (Gender-related Development Index, GDI) arbeitet mit den gleichen Variablen wie der HDI, erfasst jedoch zusätzlich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei den menschlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Je größer die geschlechtsbedingte Disparität bei den grundlegenden Fähigkeiten ist, umso niedriger liegt der GDI eines Landes im Vergleich zum HDI. Das Maß für die Ermächtigung der Geschlechter (Gender Empowerment Measure, GEM) analysiert die Mitwirkung von Frauen an politischen Entscheidungsprozessen, ihre Erwerbsmöglichkeiten sowie berufliche Chancen und spiegelt insofern geschlechterspezifische Ungleichheiten bei der Mitwirkung in Wirtschaft, Politik und Beruf wider.Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:Entwicklungspolitik: GrundlagenWirtschaftswachstum: Zusammenspiel vieler Faktoren
Universal-Lexikon. 2012.